Unser Reisetagebuch
« 16. Dezember »
Nullarborplain I
Antonia
hatte diese Nacht kaum geschlafen und so ließen wir uns wirklich
viel Zeit mit duschen und frühstücken. Wir fanden heraus,
dass wir am Roadhause Belladonnia gelandet waren und somit bereits 200
Kilometer auf der NullarborPlain durch unsere "Abkürzung" gestern
übersprungen haben.
@ Oma und für alle, die sich
wegen dem EyreHighway Sorgen machen: Wir sind nicht die Einzigen, die
mit Kindern unterwegs sind. Haben schon 2 Familien mit Kleinkindern
getroffen. An den Rastplätzen gibt es ausreichend Wasser und man
kann auch Nahrungsmittel kaufen. Übernachtungsplätze gibt es
auf der Strecke mehr als Tankstellen.
Der Himmel war bewölkt und es sah nach einem guten Autofahrttag
aus. Die Kinder konnten sich noch ausgiebig austoben und rannten
vergnügt herum.
Wir waren froh, denn es schien keine
weiteren Schäden von unserer gestrigen Abenteuerfahrt zu geben.
Der Trailer war schnell geputzt, alles sah wie vorher aus.
Als Michael den Trailer abbauen
wollte, riss leider das Drahtseil, welches unabdingbar ist, um das Dach
des Trailers hoch zu bewegen und oben zu halten. Es schien schon bei
Beginn unserer Fahrt nicht mehr das Beste zu sein, aber wir haben uns
nicht weiter darum gekümmert. Der Anhänger war schon fast
unten und so konnten wir ihn wengistens schließen, um unsere
Fahrt fortzsetzen. Michael war der Meinung, es sei nur eine kleine
Reperatur und so fragten wir, nachdem wir unser Auto vollgetankt hatten
(0,99.9 AUD), dirket am Autohof nach einem Ersatzteil. Leider hatten
sie keins und wir berieten uns, ob wir trotzdem weiterfahren
würden und notfalls im Zelt schlafen könnten, oder lieber
nach Norseman, also zurück in Richtung Westen fahren sollten. Die
Fahrt fortzusetzen erschien uns möglich und wir hofften einfach,
dass einer der wenigen auf der Strecke liegenden Rastplätze uns
helfen könnte.
Heute waren alle etwas nervig und
die Autofahrt war anstrengend. Kein Kind konnte einschlafen, obwohl
alle sichtlich müde waren. Eine Pinkelpause bei der nächsten
Tankstelle gab wenigstens die Möglichkeit, sich kurz zu bewegen,
aber bei noch 850 vor uns liegenden Kilometern wollten wir wenig Zeit
verlieren. Also alle wieder ins Auto, tanken und nach einem Seil
fragen. Tatsächlich hatten wir Glück. Der nette Australier
von der Tankstelle holte ein Seil von seinem Schrottplatz, lieh uns
Werkzeug und nach 20 Minuten war der Trailer voll
funktionstüchtig. Auf die Frage nach der Bezahlung für das
Seil antwortete er: "No worries. It´s just trash.". Es scheint
nicht das optimale Seil zu sein, aber eine Übergangslösung
ist es jedenfalls und wir können im Tailer schlafen.
Nach wenigen Minuten Fahrt stand ein
Schild am Straßenrand, dass wir in eine neue Zeitzone fahren und
45 Minuten dazurechnen müssen. Wir sind verwundert, denn laut
unserer Karte kommen wir erst bei Eucla in eine neue Zeit und zwar +
1,5 h. Glauben wir dem Schild, sind jetzt also 8 Stunden und 45
Minuten vor euch!
Die Fahrt zog sich ewig und da sich
die Vegetation kaum ändert (mal mehr, mal weniger Bäume) ist
es sehr eintönig. Heute fahren wir ausserdem das Stück, das
mit fast 150 km die längste gerade Strecke Australiens ist. Die
Straße ist bis zum Horizont sichtbar. Wenig Verkehr ist hier,
aber im Vergleich zu den letzten 2 Tagen, wo wir durschnittlich 1 Auto
am Tag gesehen haben, fühlt man sich doch nicht so einsam.
@ Erny und Petschgo auch zwei Fahrradfahrer kamen uns entgegen - das ist auch mal ne Herausforderung -
Nach fast 400 Kilometern war die
Luft bei allen raus. Die Kinder wollten nicht mehr sitzen, konnten sich
nicht mehr recht beschäftigen. Es war an der Zeit, die Fahrt zu
beenden und ein Nachtlager zu finden. Ein großer Parkplatz, etwas
abseits vom Highway, war gemütlich und vor allem
ungefährlich, um die Kinder laufen zu lassen.
Wir freuten uns auf ein warmes
Abendessen. Alles aufgebaut und vorbereitet, das Wasser für die
Nudeln war bereits kurz vorm Kochen, bekam der Gasschlauch
plötzlich ein Loch und vorbei wars erstmal mit dem Essen
zubereiten! Michael reparierte ihn, aber er wollte nicht mehr halten.
Zwei weitere Schläuche, die wir im Trailer haben, passen nicht.
Eine neue Idee stand im Raum: Man
könnte den Schlauch einfach zuhalten. Gesagt, getan. Antonia
kochte, während Michael den Schlauch abwechselnd mit Daumen und
Zeigefinger zuhielt. Das Wasser war inzwischen abgekühlt und
brauchte ewig, bis es kochte, geschweigedenn bis die Nudeln fertig
waren. Hätte uns jemand beobachtet, er hätte sich wirklich
gewundert. Wir selbst mussten lachen. Ausdauer zahlt sich bekanntlich
aus und so genossen wir unsere Spaghetti mit leckerer Pilzsoße.